
Fair For Future – ein gerechter Handel ist möglich
Die Autor*innen müssen es wissen: Gerd Nickoleit kennt den Fairen Handel wie kaum ein Zweiter. Er war 1970 der erste Hauptamtliche des Fairen Handels in Deutschland, hat das Fair-Handels-Haus GEPA, die World Fair Trade Organization und das Forum Fairer Handel mitgegründet und 30 Jahre lang die Grundsatzabteilung der GEPA geleitet. In den 1970er Jahren hat er die Aktion „Jute statt Plastik“ gestartet, die den Fairen Handel auch über die Szene hinaus bekannt gemacht hat. Seine Tochter Katharina ist (unfreiwillig) mit dem Fairen Handel aufgewachsen und berichtet seit vielen Jahren als Journalistin über die Auswirkungen der Globalisierung auf die Menschen im Globalen Süden.
Das Buch ist keine trockene Dokumentation der Geschichte des Fairen Handels – im Gegenteil. Die Autor*innen wechseln zwischen historischen Abrissen mit sehr persönlichen Erinnerungen an Sitzungen im heimischen Wohnzimmer, Perspektiven verschiedener Produzentengruppen, Kritik am Fairen Handel und dem Blick in die Zukunft des Fairen Handels. Gerade diese Kombination macht die gut 220 Seiten sehr lesenswert.

Quasi nebenbei erfahren die Leser*innen so einiges über die Prinzipien des Fairen Handels, Hintergründe über zahlreiche Produkte und natürlich die eine oder andere Anekdote aus 50 Jahren. Man kommt zum Schluss, dass der Faire Handel vieles richtig macht. Und wie sagte Gerd Nickoleit bei der Vorstellung seines Buches: „Hätte die Politik schon in den 1970ern auf den Fairen Handel gehört, hätten wir jetzt einige Probleme weniger auf der Welt.“
Aus Weltladenperspektive hätte man sich gewünscht, dass die Rolle und das Engagement der vielen 10.000 Aktiven in Weltläden und Weltgruppen einen größeren Raum eingenommen hätten. So kommt vor allem der jahrelange politische Einsatz der Weltläden für gerechteren Welthandel – zum Beispiel ihr Beitrag für ein Lieferkettengesetz, dass jetzt auf dem Kabinettstisch liegt – kaum zur Sprache.
Gerd und Katharina Nickoleit haben das Buch aber nicht nur geschrieben, um die Erfolgsgeschichte des Fairen Handels zu dokumentieren. Sie wollen etwas bewegen. Denn durch ihr jahrzehntelanges Engagement mit und für Menschen im Globalen Süden sind sie fest davon überzeugt, dass wir im Norden auf deren Kosten leben. Daran wollen sie etwas ändern und halten den Fairen Handel für ein taugliches Mittel – wobei auch dieser sich weiterentwickeln und so manche Altlast über Bord werfen müsse.
Das Buch „Fair For Future – ein gerechter Handel ist möglich“ von Gerd und Katharina Nickoleit ist 2021 im Christoph Links Verlag erschienen und kostet 18 Euro.