Lieferantenauswahl
Weltläden sind in der Auswahl ihrer Lieferanten inhaltlich gebunden und können nicht von beliebigen Anbietern Ware einkaufen.
Organisierte Weltläden halten sich beim Bezug ihrer Waren an die Vorgaben ihrer Organisation, wie in Deutschland den Weltladen-Dachverband. Zentral bleibt dabei immer der selbst gestellte Anspruch, fair gehandelte Produkte von Produzent*innen zu beziehen und nachweisen zu können, wer in der Kette des Fairen Handels welchen Teil des von den Konsument*innen bezahlten Preises erhält.
Das Schielen von einzelnen Weltläden auf Anbieter, bei denen die Herkunft der Ware nicht wirklich zurückverfolgt werden kann ("von einem Cousin eines Bekannten, der schon seit vielen Jahren in x lebt"), ist nicht zielführend. Ein solches Einkaufsverhalten schwächt die Weltläden in ihrer Gesamtheit und sollte möglichst unterlassen werden.
Der Weltladen-Dachverband stellt mit seinen Monitoring-Systemen sicher, dass die von ihm "anerkannten" Importeure auch wirklich den Kriterien des Fairen Handels entsprechend handeln.
Betriebswirtschaftliche Aspekte
Neben diesen inhaltlichen Aspekten sollte jeder wirtschaftlich arbeitende Weltladen bei der Auswahl seiner Lieferanten auch noch auf andere, vor allem betriebswirtschaftliche Aspekte achten, die sich unmittelbar auf sein Ergebnis niederschlagen.
Hierzu gehören die zumeist unter "Konditionen" zusammengefassten Einkaufsbedingungen der Lieferanten, wie Preise, Rabatte, Zahlungsziele, Lieferkosten, Zusatzboni, aber auch z.B. die Qualität des Warenangebots, die Lieferzuverlässigkeit, etc. Ein leicht handhabbares Instrument stellen in diesem Zusammenhang so genannte Bewertungsbögen für Lieferanten dar. Dabei werden zunächst die für einen Laden wichtigen Aspekte der Lieferantenbeziehung aufgelistet und dann die einzelnen Lieferanten – am besten von mehreren Personen gemeinsam - bewertet. Dies kann mittels Schulnoten (also von 1 bis 6) oder auch mittels jeder andern Skala (wie z.B. Punkte von -3 "überhaupt nicht zufrieden" bis +3 "sehr zufrieden") geschehen.
Denkbare Kriterien, mittels denen Weltläden ihre Lieferanten qualitativ bewerten, können sein:
- Abverkaufshilfen
- Aktualität/Innovation
- Belieferung der unmittelbaren Mitbewerber
- Beratung und Service
- Garantie und Kulanzleistungen
- Image bei unseren Kund*innen
- Informationen über Musterkalkulationen
- Informationen zu Produkten
- Informationen zu Produzent*innen
- Lieferfähigkeit/-pünktlichkeit
- Menschliche Kontakte
- Preis
- Qualität
- Rabatt
- Rückgabemöglichkeit/Kommissionen
- Zahlungsbedingungen
Jeder Weltladen wird andere Kriterien haben, die ihm wichtig sind. Das ist kein Problem: Ein in einer Ladengruppe gemeinsam ausgearbeiteter und an die eigenen Bedürfnisse angepasster Beurteilungsbogen bietet die Möglichkeit, wichtige Aspekte von Lieferanten zu bewerten und sich dann – betriebswirtschaftlich argumentierend, nicht aus Anhänglichkeit oder Tradition – bewusst für den einen oder anderen Lieferanten zu entscheiden.
Nur dann, wenn Lieferanten die Macht ihrer Abnehmer, wie z.B. der Weltläden, spüren, werden sie sich entsprechend Richtung bessere Konditionen und verbesserten Service weiterentwickeln. Hier kann Weltläden nur angeraten werden, möglichst professionell vorzugehen und unbefriedigendes Lieferantenverhalten nicht kritiklos hinzunehmen. Der Faire Handel entwickelt sich vor allem dann weiter, wenn alle Beteiligten versuchen, ihre Aufgabe möglichst gut zu bewerkstelligen.
Quelle
DEAB – Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (2010): QualiFair Aufbaukurs Weltladen. Qualifikation für Fach- und Führungskräfte im Fairen Handel. Modul “BWL im Weltladen” (Jean-Marie Krier).
Zum Weiterlesen
2015_WL-DV_espresso_Glaubwürdig einkaufen - Lieferantenkatalog und Ergänzungsprodukte.pdf