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Intergenerationelle Bildungsveranstaltung planen und umsetzen
Generationen miteinander zu verbinden und in Kontakt zu bringen, kann in der Bildungsarbeit initiiert und unterstützt werden. Einzelne Weltläden haben bereits intergenerationelle Bildungsprojekte mit passenden Methoden umgesetzt. Wie können pädagogisch begleitete Lernprozesse in der Praxis gelingen? Dazu einige konkrete Anregungen.
- Wechselseitige Prozesse des Voneinander-, Übereinander- und Miteinanderlernens stellen sich nicht automatisch ein, sobald ältere und jüngere Menschen gemeinsam einen Raum betreten. Intergenerationelles Lernen bedarf einer intensiven pädagogischen Begleitung, um Lernprozesse anzustoßen, das anfängliche Eis zwischen Generationen zu brechen und die Orientierung, dass Jung von Alt lernen sollte, aufzuweichen.
- Wenn ein intergenerationelles Angebot geplant wird, sollte unbedingt überlegt werden, welche Generationenkonstellation als intergenerationelle Zielgruppe angesprochen werden soll. So wird in der Forschung deutlich, dass für unterschiedliche Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren) auch unterschiedliche Arrangements hilfreich sind.
- Eng mit der Reflexion der Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen verknüpft ist die Wahl eines geeigneten Themas, das die Generationen gleichermaßen anspricht. Dabei sind vor allem Themen hilfreich, die zu einer Reflexion von Vergangenheit und Zukunft einladen. Insofern sind Themen wie Nachhaltigkeit und Fairer Handel grundsätzlich gut für intergenerationelle Angebote geeignet. Allerdings sind diese Themen auch häufig sehr komplex und moralisch belastet.
- Zunächst einmal gilt es, für intergenerationelle Bildungsprojekte Teilnehmende zu akquirieren. Dazu ist es vor allem hilfreich, bestehende Gruppen wie Bildungseinrichtungen, Kirchengemeinden, Kinder-, Jugend- oder Senioreneinrichtungen anzusprechen und einzubinden. Für die Teilnehmenden müssen Anknüpfungspunkte sichtbar werden: Warum ist ein Thema, ein Projekt, eine Veranstaltung für sie interessant? Wie bekommen sie einen Zugang dazu? Manchmal unterstützen dabei auch konkrete Anreize.
- Um die unterschiedlichen Perspektiven zu berücksichtigen, sollten im Bildungsprozess unterschiedliche Meinungen und Bewertungen/Werte thematisiert und besprochen werden. Sie ermöglichen einen Perspektivwechsel, einen „Blick auf die Welt“ aus einem anderen Blickwinkel. Haben die Prägungen in einer Generation zu unterschiedlichen Einstellungen und Haltungen geführt? Unterschiedliche Erfahrungen können und sollen also sichtbar und transparent werden. Genauso kann das Gemeinsame trotz unterschiedlicher Erfahrungen und Hintergründe deutlich werden.
- Außerdem können für unterschiedliche Generationen auch unterschiedliche Interessen ins Spiel kommen: Die einen setzen vor allem politische Interessen an die erste Stelle, andere wollen vielleicht mit netten, ähnlich gesinnten Menschen einfach etwas Sinnvolles tun, wieder andere wollen etwas Neues lernen (vielleicht auch für ihre Ausbildung, ihr Studium). Solche unterschiedlichen Interessen sind legitim und sollten berücksichtigt werden.
- Nicht einfach zu integrieren, aber in der Planung und Umsetzung unbedingt zu beachten sind häufig unterschiedliche Zugänge: Was bedeuten Zeitpunkt, Zeitraum und Zeitumfang für die beteiligten Generationen? Welche Räume sind besonders passend, einladend oder ausgrenzend, wenn man unterschiedliche Generationen zusammen einlädt? Und mit welchen Kommunikations- und Lernformen sind die verschiedenen Teilnehmenden ansprechbar?
- Die Begegnung zwischen unterschiedlichen Generationen ist ein wesentliches Element intergenerationellen Lernens. Um Begegnung zu ermöglichen, muss es Zeiten und Formen für das Kennenlernen und den Austausch geben und sollten auch Freiräume für persönliche Begegnungen gelassen werden.
- Intergenerationelles Lernen ist immer ein Prozess. Es ist wichtig, Zeit für diesen Prozess einzuplanen und dabei auch mit verschiedenen Phasen zu rechnen. So braucht es Zeit
- für das Sich-Entwickeln der Gruppe
- um Fremdheit oder zumindest Befremden zu überwinden
- um Vertrauen aufzubauen
- Kommunikation einzuüben
- Verständnis zu erlernen und Verständigungsprozesse zuzulassen
- um Spielregeln zu entwickeln
- Abgrenzungen auszuhalten und auszuleben
- um Konflikte auszutragen.
Mehr zum Planen und Umsetzen einer Bildungsveranstaltung gibt es hier.
Stand: Dezember 2020