
Interview mit Amos Bucher von fairfood Freiburg
Weltladen-Dachverband: Was sind eure Erfahrungen mit Preis- und Kostendruck? Wie gelingt es euch trotzdem fair zu handeln?
Amos Bucher: Es gibt einige Kooperationen, da nehmen wir die Preise, wie sie sind und versuchen diese in Deutschland umzusetzen. Es gibt andere Kooperationen, da koppeln wir unseren Einkaufspreis an die Rohwarenpreise vor Ort und teilen so das Risiko. Bei den anderen Kooperationen diskutieren wir gemeinsam den Preis und kommen meist auf eine gute Lösung.
Die Rohwarenpreise schwanken je nach Angebot und Nachfrage. Bezogen auf die Cashewnüsse findet die Ernte zwischen Januar und Juni statt. Wir fixieren den Abnahmepreis nicht im Vorhinein, sondern nehmen den Durchschnittspreis der Monate Januar bis Juni. So tragen wir zusammen mit unseren Handelspartnern das Risiko der schwankenden Preise. Darüber hinaus garantieren wir immer den Fairtrade-Mindestpreis.
Preise entstehen bei uns im Dialog mit unseren Partnern. Existenzsichernde Einkommen bilden ein absolutes Minimum für uns.
Weltladen-Dachverband: Was ist deine Einschätzung: Warum gibt es überhaupt Preise unterhalb der Produktionskosten? Was sind die Erfahrungen eurer Handelspartner damit?
Amos Bucher: Das sind ganz normale Marktgegebenheiten, die durch Nachfrage und Angebot in allen Märkten passieren (Blasenbildung, Gier, Angst). Die Mechanismen sind relativ einfach über die menschliche Psyche erklärbar. Gut, dass Fairtrade da nach unten deckelt.
Weltladen-Dachverband: Wie laufen Preisverhandlungen innerhalb eurer Handelspartnerschaften ab? Wie entstehen Preise bei euch?
Amos Bucher: Im Dialog.
Weltladen-Dachverband: Welche Rolle spielen existenzsichernde Einkommen in euren Handelsbeziehungen und in eurer Preisbildung?
Amos Bucher: Absolutes Minimum für uns.
Weltladen-Dachverband: Wie geht ihr – im Vergleich zum konventionellen Handel – mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie um? Welchen Unterschied macht dies für eure Handelspartner?
Amos Bucher: Das ist in jedem Land und jeder Kooperative sehr unterschiedlich. In Nigeria kam es hier im ländlichen Bereich sogar zu Hungersnöten. Wir haben mit Spenden versucht, einen kleinen Unterschied zu machen und haben für Nahrungssicherheit mehrerer hundert Familien gesorgt.
Weltladen-Dachverband: Wie könnten sich eure Handelspartnerschaften in der Zukunft weiter entwickeln?
Amos Bucher: Die Entwicklung wird in Richtung transparentere Lieferketten mittels Technologie gehen, so dass jede*r die Produktreise erleben kann und ein Bewusstsein geschaffen wird, wer, an welcher Stelle, wie viel verdient. Mehr Transparenz und mehr gesicherte Information wird zu mehr Empathie und Einheit führen.