
Stillstand bei ISUNA
Normalerweise arbeiten hier an 5 Tagen die Woche 13 festangestellte Künstlerinnen und Künstler. In mehreren Arbeitsgängen tragen sie farbenprächtige Motive und Muster auf Tassen, Teller, Schüsseln und Vasen aus Keramik auf, ein Prozess der viel Geschick und Kreativität erfordert.
ISUNA bemüht sich um Überbrückung
Ein so langer Stillstand ist für das kleine Unternehmen sehr schwer zu überbrücken und auch die Mitarbeiter*innen sind am Ende ihrer Möglichkeiten. Viele leben in den dicht besiedelten Townships rund um Kapstadt, wo an Abstandhalten nicht zu denken ist und die Infektionszahlen mit COVID-19 rapide ansteigen.
Dabei gibt es in Südafrika sogar staatliche Gelder: Circa 50 % des Standardlohns eines Angestellten werden derzeit vom Staat übernommen. Das Geld für April kam auch schnell, aber das für Mai dann erst mit fast 8-wöchiger Verspätung. Außerdem reicht ein halber Lohn zur Deckung der Lebenshaltungskosten natürlich nicht aus und Rücklagen hat hier kaum jemand. ISUNA half mit Vorfinanzierung und stockte die Gelder ein wenig auf. Allerdings sind 14 Wochen ohne Einnahmen und bei laufenden Kosten für das kleine Unternehmen sehr schwer zu überbrücken. Und trotz Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Südafrika ist noch keine Besserung in Sicht.
Mit dem Tourismus bricht der Absatz im Inland ein
ISUNA macht sonst 40 % des Umsatzes im Inland, vor allem im Tourismussektor, der auch ein wichtiger Arbeitgeber in Südafrika ist. Der Tourismus liegt jetzt am Boden. ISUNAs Abnehmer aus diesem Bereich haben Bestellungen für dieses und das nächste Jahr bereits storniert. Es ist zu erwarten, dass viele Betriebe diese Krise nicht überleben und sehr viele Menschen ihre Arbeit verlieren werden. Und das in einem Land, indem die offizielle Arbeitslosenquote bereits vor der Pandemie bei 27 %, die Jugendarbeitslosigkeit noch viel höher lag (2017).
Die Werkstatt als Heimat
Den Menschen bei ISUNA fehlt mehr als nur das Einkommen: Viele bezeichnen die Werkstatt und die Kolleg*innen, die Aufgabe, das gute Miteinander und die Verlässlichkeit dort als ihre Heimat, die sie in schweren Zeiten erst recht vermissen. Unterdessen steigt die Zahl der infizierten Personen in Südafrika stark an und Kapstadt ist eine der am stärksten betroffenen Städte des Landes. Die Krankenhäuser, vor allem für die schwarze Bevölkerung ohne Krankenversicherung, sind längst überfordert. Die Todesfälle im Bekanntenkreis und der Familie nehmen zu. Erst kürzlich verstarb die Mutter eines der Angestellten von ISUNA, ohne Corona-Test, aber mit eindeutigen Symptomen. Dazu kommt, dass die Krankheit zunehmend stigmatisiert. Ähnlich wie früher bei Aids kursieren wilde Geschichten darüber.
Beim Anblick der Fotos aus der leeren Werkstatt blutet mir das Herz.
Schwierigkeiten wieder zu öffnen
Laut Gesetz könnte die Werkstatt jetzt mit einem Teil der Belegschaft und unter hohen Hygieneauflagen wieder öffnen. Daran ist bei ISUNA nach den Worten der Werkstattleiterin Neo Moathodi aber vorerst nicht zu denken. „Erst wenn wir den Angestellten einen sicheren Transport zur Arbeit ermöglichen können“, sagt sie. Üblicherweise nutzen die Mitarbeiter*innen für die Fahrt zur Arbeit öffentliche Minibustaxis, in denen die Fahrgäste dicht aneinander gedrängt sitzen. Zwar wurde die maximal zugelassene Personenzahl jetzt von 16 auf 8 Personen reduziert. Aber selbst wenn das eingehalten würde, hält ISUNA den Transport der Mitarbeiter*innen für nicht zumutbar. Einige der Angestellten gehören aufgrund von Vorerkrankungen zur Corona-Risikogruppe. Eine Ansteckung mit COVID-19 könnte für sie den Tod bedeuten. Die öffentliche Verkehrssituation wird zur Zeit noch durch einen Streik der Taxifahrer mit gewalttätigen Auseinandersetzungen verschärft.