Bad Herrenalb: Ein Weltladen im Bahnhof
Bad Herrenalb ist eine Kurstadt im Nordschwarzwald. Wir haben mit Hans-Jörg Hyneck vom Vorstand des Trägervereins des Weltladens gesprochen.
Herr Hyneck, bitte stellen Sie Ihren Laden kurz vor - wieviele Menschen arbeiten mit, seit wann gibt es den Laden?
Bad Herrenalb ist eine kleine Stadt, im Kernort 4.000 Einwohner, mit Ortsteilen 8.000; aber natürlich sind für uns die Gäste eine wichtige Kundengruppe, Tagestouristen und Urlauber und auch die Patienten der Reha-Kliniken, die etwa 500 Betten haben.
Bad Herrenalb ist als Badestadt im Nordschwarzwald ein „Seniorenparadies“ und so sind unsere Mitarbeiter so ziemlich alle im vorgerückten Alter – was ja auch manche Vorteile hat. Aktiv sind etwa 20 Frauen und Männer. Vor 25 Jahren haben wir unseren Trägerverein „Unsere Welt e.V.“ gegründet und sind im letzten Oktober in unser drittes Ladenlokal eingezogen.
Und dieses Ladenlokal ist etwas Besonderes - um was für ein Gebäude handelt es sich?
Ja, unser Ladenlokal ist in der Tat besonders, denn es ist im alten Bahnhof untergebracht. Der Bahnhof ist kein regulärer Bahnhof mehr, er ist heute Endstation der Straßenbahnlinie 1 der Karlsruher Albtalverkehrsgesellschaft (AVG). Obwohl er nicht ganz in der Stadtmitte liegt, kommen die Nutzer des ÖPNV hier vorbei. Vor ca. 120 Jahren wurde diese Linie als Eisenbahn gebaut und dementsprechend ist der Bahnhof ein geschichtsträchtiges Gebäude der neueren Stadtentwicklung.
Das Haus wurde in den letzten Jahrzehnten für die verschiedensten Zwecke benutzt. Durch unseren Einzug hat das Gebäude eine deutliche Aufwertung erfahren.
Wie kommen Sie klar mit diesen ungewöhnlichen Räumlichkeiten?
Der Laden besteht aus zwei miteinander verbundenen Zimmern: Das größere haben wir mit Kunsthandwerk bestückt, das zweite mit den Lebensmitteln. Für einen Preis, den wir gut stemmen können, bietet er mit ca. 100 qm viel Platz und viele Gestaltungsmöglichkeiten. Darüber hinaus haben wir Platz für Aktionen im Haus oder darum herum. So haben wir eine Ausstellung zum Artenschutz im Vorraum des Ladens gezeigt, der zwei Türen hat: eine zur Stadt hin und die andere zu den Gleisen und in der Mitte den Zugang zum Laden. Nur einen gravierenden Fehler gibt es: Unser Laden hat kein Schaufenster; die Vorhalle und die große Automatik-Tür müssen es ersetzen.
Wie wird der Laden angenommen?
Durch den Umzug hat sich unser Umsatz erhöht, um wieviel, ist noch schwer zu sagen; die Sonderbedingungen durch Corona sind schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall fühlen wir uns sehr wohl, auch wenn manche Mitarbeiterinnen sich mit der Größe des Ladens noch etwas schwer tun. Auch die Kunden verweilen gern darin, loben die Weite, vor allem im Vergleich zum alten Lokal, das nur halb so groß war.
Gibt es sonst noch etwas, was Sie berichten möchten?
Auf unsere Initiative ist Bad Herrenalb seit 10 Jahren Fair Trade Stadt. Viele unserer Aktionen laufen zusammen mit der Fair Trade-Steuerungsgruppe. Unser größtes Highlight war im Jahr 2017 der Betrieb des Souvenirshops der Gartenschau: Da haben wir neben dem normalen Ladenbetrieb rein ehrenamtlich mit ca. 50 Mitarbeiterinnen den ganzen Sommer hindurch jeden Tag von morgens bis abends den Shop betrieben, ständig mit 2-4 Shopmitarbeiterinnen für den Verkauf des fair gehandelten Sortiments und vielen Aktionen.
Herr Hyneck, vielen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute Ihnen und Ihrem Laden.