Mut zur Veränderung: Der Weltladen Itzehoe
Für diese Folge unserer Reihe haben wir mit Anne Zankel gesprochen, die den Laden seit seinen Anfängen begleitet.
Anne, stell doch mal euren Laden vor. Seit wann gibt es Euch? Wie viele Leute seid Ihr?
Von dem Verkauf aus einem privaten Haushalt heraus bis zu unserem aktuellen Laden in der Kirchenstraße 7 in Itzehoe sind 30 Jahre vergangen. Die fair gehandelten Waren lagerten vor 30 Jahren in meinem Haus in Itzehoe. Verkauft wurde an der Haustür bzw. in der Kirche. 2012 dann die Eröffnung des ersten kleinen Ladens im Gemeindehaus der Itzehoer St. Laurentii-Kirche im 1. Stock. Durch einen Wasserschaden musste 2018 der Verkauf in der Kirche weitergehen. 2019 dann ein eigenständiges Geschäft (betrieben durch den Trägerverein „Eine Welt Itzehoe e.V.“.). Leider war dieser Laden viel zu klein (30 qm inkl. Küche und WC), so dass ein größeres Geschäft gesucht und auch gefunden wurde. Jetzt umfasst unser Laden 300 qm (inkl. Lagerräume und einem Bereich für Vorträge und Bildungsarbeit).
Zurzeit sind wir 16 ehrenamtliche Personen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind (Verkauf, Einkauf, Dekoration, Bildungsarbeit, Vorstandangelegenheiten, Abrechnungen und vieles mehr). Wir sind immer wieder auf der Suche nach Mitstreiter*innen, die uns mit ihren Möglichkeiten und Ressourcen unterstützen können.
Du hast schon erwähnt, dass ihr im vorletzten Jahr umgezogen seid. Welche Auswirkungen hatte das und welche Änderungen für Team und eure Abläufe zum Beispiel waren damit verbunden?
Durch den Umzug in die zentrale Lage konnten wir unsere Umsätze deutlich steigern. Laufkundschaft ist dazugekommen, die durch die ansprechende Schaufensterfront dazu animiert wird, den Laden zu betreten. Dies hatte natürlich Folgen: Die Anzahl der Bestellungen und die Bearbeitung der gestiegenen Warenmengen sind personalintensiver geworden.
Die Aufgabenverteilung wurde neu strukturiert und ruht jetzt auf mehreren Schultern. Wir sind jedoch immer wieder aufs Neue gefordert, Arbeitsabläufe zu überdenken.
Seit Anfang des Jahres fungiert Ihr als Ausgabestelle für einen neu gegründeten Leihladen. Wie kam es dazu, was steckt dahinter und was versprecht Ihr Euch davon?
Wir werden von anderen Vereinen und Organisationen angefragt, ob sie Schaufenster und Raumangebote mitnutzen können. So stellt zum Beispiel „Die Brücke Schleswig-Holstein“, in deren Werkstätten Frauen und Männer mit Einschränkungen handwerklich angeleitet werden, ihre Produkte in unserem Themenschaufenster aus.
Der Verein Zero Waste mietete bereits im letzten Jahr einen Raum an, um dort Dinge für einen Leihladen zu lagern. Seit Anfang des Jahres findet das Ausleihen und das Abgeben einmal die Woche bei uns im Laden durch die Mitglieder des Vereins Zero Waste statt.
So wird unser Konzept gelebter Nachhaltigkeit sinnvoll ergänzt. Und die Menschen, die wegen Zero Waste in unseren Laden kommen, lernen dabei auch Fair Trade und unsere Produktpalette kennen. Bei dem einen oder anderen wird Kaufinteresse geweckt. So wird der Weltladen ein Treffpunkt für Menschen, die bewusst konsumieren, er schafft Gelegenheit zum Miteinander, ist eine Art Dritter Ort.
Gibt es etwas, das Ihr anderen Weltläden, die einen Umzug überlegen oder eine Kooperation, aus Euren Erfahrungen mitgeben könnt?
Den Schritt aus der Sicherheit der Kirchengemeinde zur Trägerschaft durch einen eigenen Verein verlangte viel Mut. Rückblickend sind wir dankbar, dass wir es gemacht haben. Wir starteten kurz vor der Pandemie und haben selbst diese Zeit gut überstanden. Wir können nur empfehlen: Habt den Mut, es lohnt sich!
Die Erfahrung von Kooperation mit anderen Organisationen und Institutionen hat unseren Laden bereichert. Sich gemeinsam mit anderen auf den Weg zu machen, um über Fair Trade, über Nachhaltigkeit und vieles mehr zu sprechen und zu informieren ist ein Großteil unserer Arbeit geworden.
Für uns steht neben dem Verkauf fairer Produkte aus aller Welt auch die Bildungsarbeit im Vordergrund. Bildungsmaterialien, die erworben wurden, können ausgeliehen werden.
Zudem bieten wir monatlich Impulsvorträge und Lesungen an, rund um die Themen Fair Trade, bewusstes Konsumieren und Leben. Um hierfür Spenden entgegennehmen zu können, haben wir den „Förderverein Fairer Handel Itzehoe e.V.“ gegründet.