Drei unter einem Dach – der Weltladen in Lingen
Der Weltladen Lingen ist in diesem Jahr mit dem Unverpackt-Laden und der Lingen Wirtschaft & Tourismus GmbH in ein gemeinsames Ladenlokal gezogen. Wir haben darüber mit Uta van Roje gesprochen. Sie ist die Vorsitzende des Weltladen-Trägervereins und seit 1995 im Weltladen engagiert.
Uta, seit wann gibt es euren Laden, wieviele Leute seid ihr, was sind eure Schwerpunkte?
Den Weltladen Lingen e.V. gibt es seit 1981. Bis etwa 2005 waren wir recht klein, dann kamen immer mehr Engagierte dazu und der Weltladen ist 2013 in die Fußgängerzone umgezogen. Dieser Schritt war eine sehr gute Entscheidung, denn so konnten wir unsere Bekanntheit steigern und die Umsätze spürbar erhöhen. Wir sind ein Team von etwa 20 Ehrenamtlichen im Alter von Ende 20 bis Ende 70 und – wie vermutlich die meisten Weltläden – immer auf der Suche nach neuen Mitarbeiter*innen. Unsere Schwerpunkte sind die drei Standbeine der Weltladenarbeit: Verkauf, Bildungsarbeit, politische Arbeit. Unser Sortiment haben wir in den vergangenen Jahren durch ein breiteres Angebot an Kunsthandwerk und fairer Kleidung erweitert.
Wie ist eure Zusammenarbeit mit der Stadt? Ist Lingen Fairtrade-Town?
Lingen ist seit 2015 Fairtrade-Town. Wir sind seit dem ersten Planungstreffen im Sommer 2014 engagierter Teil der Steuerungsgruppe, zwischenzeitlich auch im Vorstand. Der positive Nebeneffekt der Steuerungsgruppe war von Beginn an eine sehr gute Vernetzung des Weltladens mit den verschiedenen Mitstreiter*innen der Gruppe und der Stadtverwaltung. Dieser „kurze Weg“ hat sehr viele gute Kontakte und Geschäftsbeziehungen ermöglicht. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, z.B. haben wir schon viele gemeinsame Veranstaltungen - wie das mittlerweile traditionelle Faire Frühstück - auf die Beine gestellt.
Ihr seid Anfang des Jahres umgezogen und seid jetzt zusammen mit einem Unverpackt-Laden in einer zentralen Lage in Lingen – wie kam es zu der Kooperation? Sie ist ja meines Wissens einzigartig in Deutschland.
Wir haben schon seit längerer Zeit den Wunsch gehabt, noch einmal in einen anderen Laden umzuziehen. Grund war, dass im alten Laden zu wenig Platz im Lager und für Bildungsarbeit war und wir keinen barrierefreien Zugang hatten. Da es ja nicht einfach ist, ein geeignetes Ladenlokal in der Innenstadt zu finden, passte es perfekt, dass LingenUnverpackt auch auf der Suche nach etwas Neuem war. Nach einer mitunter recht anstrengenden Planungszeit haben wir mit Hilfe der Stadt Lingen endlich ein passendes Ladenlokal gefunden. Jetzt teilen wir uns mit LingenUnverpackt und der Lingen Wirtschaft & Tourismus GmbH eine große Ladenfläche und haben einen gemeinsamen Bildungsbereich. Passend dazu nutzen wir auch ein abgetrenntes Büro für die Projektarbeit der Fairtrade-Town Lingen.
Das hört sich perfekt an – war aber bestimmt eine Menge Arbeit …
Natürlich schüttelt man so einen Umzug nicht aus dem Ärmel. Das Ladenlokal, das wir jetzt teilen, war vorher ein großes Geschäft. Das heißt: Es mussten Wände eingezogen und ein neues Beleuchtungssystem angeschafft werden und natürlich standen auch Malerarbeiten an. Dadurch sind hohe Kosten auf uns zugekommen. Wir suchen deshalb immer noch nach Spenden und Unterstützer*innen. Ursprünglich wollten wir ein Crowdfunding starten, aber das ist ein hoher Aufwand, für den wir einfach nicht genügend Leute haben. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen den drei Läden gut läuft, gab es natürlich viele Dinge, die wir abstimmen mussten. Es liegt in der Natur der Sache, dass das auch nicht immer ohne Stress läuft. Aber trotz allem können wir jetzt sagen: Der Aufwand hat sich gelohnt.
Wie sind eure ersten Erfahrungen am neuen Standort? Wirkt sich die Zusammenarbeit mit dem Unverpackt-Laden positiv auf die Kund*innenfrequenz aus?
Über genaue Zahlen können wir noch nicht sprechen, aber es kommen deutlich mehr Leute in unseren Laden. Obwohl wir nur auf die andere Straßenseite gezogen sind, werden wir besser wahrgenommen, und dass man barrierefrei in unser Geschäft kommen kann, ist eine deutlich spürbare Verbesserung. Die Kund*innen sind überwiegend begeistert von der Großzügigkeit und Helligkeit des Geschäftes. Da der Unverpackt-Laden und wir getrennte Kassen haben, ist das manchmal noch irritierend, aber lässt sich in der Regel recht einfach klären.
Was sagen eure Mitarbeiter*innen zu dem neuen Ladenkonzept?
Bei den Mitarbeiter*innen überwiegt ebenfalls das positive Gefühl, obwohl auch einiges etwas schwieriger geworden ist. So können wir wegen weiterer Wege nicht mehr schnell ins Lager oder in die Küche gehen… Hier helfen Unverpackt und wir uns gegenseitig, damit der Laden nicht unbeaufsichtigt bleibt. Samstags ist jetzt häufig so viel los, dass es ein*e Mitarbeiter*in alleine kaum schaffen kann, allen Kund*innen gerecht zu werden. Aber natürlich freuen wir uns darüber und versuchen, eine doppelte Besetzung hinzubekommen.