Höhen und Tiefen – Der Weltladen in Winsen an der Luhe
Frau Hanisch, bitte stellen Sie doch sich und Ihren Laden kurz vor. Sie haben vor vielen Jahren auf 12 Quadratmetern begonnen und betreiben den Weltladen inzwischen auf eindrucksvollen 120 Quadratmetern, richtig?
Ja, das ist richtig. Gegründet im Frühjahr 1984, bei sogenannten Wohnzimmergesprächen von jungen Erwachsenen, wurde zunächst der Trägerverein des zukünftigen Weltladens aus der Taufe gehoben. Der Verkaufsort befand sich damals auf 12 qm im Gemeindehaus von St. Marien und wurde jeden Samstag für 3 Stunden geöffnet. Nach einigen Jahren kam eine Verkaufsvitrine im Krankenhaus Winsen dazu.
35 Jahre später, im Oktober 2019, ist es mir und einem sehr kleinen Team gelungen, das derzeitige Ladengeschäft auf 120 qm am neuen Standort zu eröffnen. Schnell waren neue Mitarbeiter*innen rekrutiert und wir konnten die Öffnungszeiten erweitern. Außerdem haben wir den Laden auch für Schulklassen und Projektwochen genutzt.
Sie haben eine Zeit großer Herausforderungen hinter sich und der Weltladen stand kurz vor der Schließung. Was war passiert und wie haben Sie und das Team die Herausforderung gemeistert?
Vor einem Jahr verabschiedeten sich innerhalb kürzester Zeit etliche Mitarbeiter*innen aus den unterschiedlichsten Gründen und unser Team schrumpfte auf nur noch 6 Personen. Wir haben uns auf verschiedenen Wegen auf die Suche nach neuen Mitarbeitenden gemacht, aber erst ein „Hilferuf“ über die Presse, auf der Titelseite eines Wochenblattes, brachte den Durchbruch. Es meldeten sich über 20 Interessierte, was uns sehr freut, uns aber natürlich auch vor neue Herausforderungen stellt.
Sie mussten in sehr kurzer Zeit sehr viele neue Ehrenamtliche integrieren und einarbeiten. Wie ist Ihnen das gelungen?
Bei jedem Ladendienst wurden und werden jeweils zwei bis drei „Neue“, nach dem Lernplan des Weltladen-Dachverbandes, eingearbeitet. Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass die neuen Mitarbeitenden uns auch weiterhin erhalten bleiben.
Sie feiern in diesem Herbst das 40-jährige Bestehen des Weltladens. Wenn Sie auf die letzten Jahrzehnte zurückblicken, worauf sind Sie stolz und was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?
Wir als Team sind stolz darauf, die Ladendienste stets kompetent zu besetzen, die Kund*innen gut zu beraten und zu informieren und damit durch den Verkauf unserer Waren den Kleinbäuer*innen und Kunsthandwerker*innen in den Herkunftsländern ein sicheres Einkommen zu gewährleisten. Wir sind stolz darauf, auch Praktikant*innen und Schüler*innen mit unterschiedlichsten Angeboten einen Einblick in die Arbeit des fairen Handels zu ermöglichen. Wir sind stolz darauf, inzwischen ein – wenn auch kleiner – Teil der Winsener Wirtschaft zu sein. Und wir sind stolz darauf, soziale Projekte auch in unserer Stadt (z.B. den Weihnachts-Wünsche-Baum) unterstützen zu können.
Etwas, das ich anders machen würde, ist die Arbeitsverteilung. Aus heutiger Sicht würde ich die ganzen Aufgaben, die sich bei mir selbst angesammelt haben, auf viele Schultern verteilen wollen.
Wie schauen Sie in die Zukunft? Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?
Im nächsten Jahr werde ich den Vereinsvorsitz und die Teamleitung nach vielen Jahren abgeben. Wir hoffen, dass sich durch die vielen neuen Ehrenamtlichen neue Möglichkeiten für die Gestaltung der Zukunft unseres Weltladens ergeben.