Sophiefair – Der Weltladen im Herzen Berlins
Für diese Folge unserer Reihe haben wir mit Benigna Trodler, einer der Gründer*innen des Weltladen Sophiefair in Berlin Mitte, gesprochen.
Benigna, euch gibt es nun seit einem guten halben Jahr. Bitte stelle dich und euren Laden einmal kurz vor. Und wie kamt ihr denn auf euren Namen, Sophiefair?
Unser schöner Laden im Herzen Berlins liegt einen Steinwurf vom Hackeschen Markt entfernt, in der Nähe der evangelischen Sophienkirche. In der Großen Hamburger „Straße der Toleranz“ sind auch ein jüdisches Gymnasium, ein katholisches Krankenhaus und eine Islamische Akademie unsere Nachbarn. Da gibt es viel Potential für interessante Kooperationen. Wo passt ein Weltladen besser hin als hier?
Ich bin seit meiner Kindheit eng mit dem Fairen Handel verbunden und freue mich, nach meinen „Lehrjahren“ im Weltladen Pankow dem Fairen Handel in Berlins Mitte eine Präsenz zu geben.
Den Namen Sophiefair haben wir einem Wettbewerb zu verdanken, den wir im Vorfeld der Gründung durchgeführt hatten.
Die meisten Weltläden sind nach wie vor von einem Verein getragen. Ihr habt euch bei der Gründung für eine Genossenschaft entschieden. Kannst du mir die Gründe dafür nennen?
Für uns war eine Gründung als Genossenschaft schon früh entschieden. Einerseits war uns der Wirtschaftlichkeitscharakter wichtig, aber auch die Möglichkeit einer demokratischen Beteiligung der Mitglieder. Das Modell hat sich bereits in anderen Berliner Weltläden als erfolgreich bestätigt und diese alternative Unternehmensform ist für uns der Faire Handel weitergedacht.
Welche Zielgruppe sprecht ihr mit eurem Laden an? Und wie stimmt ihr euer Sortiment auf diese Zielgruppe ab?
Die Passant*innen auf dieser Straße sind definitiv eine bunte Mischung. Es gibt viele Tourist*innen – viele davon international - und Tagesgäste des benachbarten Krankenhauses. Von ihnen kommen so einige in den Laden und genießen die Einkaufsatmosphäre. Aber auch die Nachbarschaft freut sich, dass wir da sind und kauft regelmäßig bei uns ein. Wir sind noch dabei, das Sortiment anzupassen. Dafür probieren wir Neues aus und halten uns an das, was Anklang findet.
Welches sind die größten Herausforderungen, die ihr in den letzten Monaten zu bewältigen hattet? Und was treibt euch an?
Berlin Mitte ist, wie viele Großstadtteile, ein sehr dynamischer Bezirk. In der Zeit seit unserer Eröffnung haben in der direkten Umgebung drei Läden geschlossen und vier neu aufgemacht. Diese Unruhe spürt man auch in vielen Kund*innen, die innerhalb weniger Sekunden durch den Laden rauschen und ihn unverrichteter Dinge wieder verlassen. Allgemein zu kommunizieren, dass dies ein „Slow-Shopping“ Laden ist, fordert uns noch immer heraus. Hinzu kommt die Mehrsprachigkeit durch die internationalen Kund*innen.
Die größte Herausforderung steht uns jedoch noch bevor, da das Gebäude dieses Jahr restauriert wird - es ist ein denkmalgeschütztes Haus, das noch die Spuren der Straßenschlacht aus dem Zweiten Weltkrieg trägt.
Aber die Möglichkeit, an diesem zentralen Ort den Fairen Handel zu vertreten, motiviert uns, neue Formate und Plattformen zu finden, um ihn ins Bewusstsein vieler zu bringen.
Welche Erfahrungen könnt ihr potentiellen Gründer*innen von Weltläden mit auf den Weg geben? Was hat sich im Gründungsprozess bewährt, was eventuell auch nicht?
Es hilft auf jeden Fall, schon im Vorfeld mit den möglichen Interessentengruppen in Austausch zu gehen und sie mit einzubeziehen. Fairer Handel ist ja eine Bewegung der Beteiligung und viele möchten gerne zu einer besseren Welt beitragen, wissen nur nicht, wie. Da bietet so ein Weltladen eine gute Möglichkeit. Dass wir schon früh in den Dachverband aufgenommen wurden und über ihn unsere Website erstellen konnten, hat uns sehr geholfen. Auch die Unterstützung mit Werbematerialien, Logos und dem einheitlichen Corporate Design sind eine ideale Basis zum Aufbau einer guten Struktur. Uns hat auch die enge Zusammenarbeit mit einer im Bezirk stark verwurzelten Stiftung und der Gemeinde sehr geholfen, deren finanzielle Unterstützung und aktives Netzwerk für unseren Start wichtig war.