Weltladen Lübeck – generationenübergreifendes Engagement
Für diese Folge unserer Reihe haben wir mit Bettina Sick-Folchert und Ute Lankowski vom Team des Weltladen Lübeck gesprochen.
Bettina, bitte stell doch euren Laden einmal kurz vor.
Der Weltladen Lübeck liegt in der Hüxstraße, der bekanntesten Einkaufsstraße Lübecks, und hat eine Verkaufsfläche von 140 qm. Damit sind wir einer der größten Weltläden im norddeutschen Raum. Mit einem Team von 40 Ehrenamtlichen, einer FÖJlerin und 2 fest angestellten Mitarbeiterinnen wuppen wir den Laden mit 40 Stunden Öffnungszeiten pro Woche.
Wir haben genug Platz, um den Schwerpunkt unseres Sortiments auf Kunsthandwerk und auch auf größere Verkaufsstücke wie z.B. Sessel, Tische oder Hängematten zu legen. Unter unseren Kund*innen finden sich Tourist*innen, Einheimische und Stammkund*innen aller Altersschichten.
Ganz wichtig ist uns Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Wir sind ein gern besuchter außerschulischer Lernort und laden immer wieder zu Abendveranstaltungen ein. Die Bildungsarbeit wird ehrenamtlich und mit Hilfe einer FÖJlerin umgesetzt.
Am diesjährigen Weltladentag im Mai habt ihr in eurem Weltladen ein Café eröffnet. Was hat euch dazu bewogen? Worauf habt ihr euren Fokus bei der Gestaltung gelegt? Welchen Einfluss hat das neue Café auf euren Weltladen?
Früher haben wir ein Viertel unserer Ladenfläche untervermietet an einen Fair Fashion Shop. Nachdem unsere Untermieterin auszog, sind wir immer mutiger geworden und haben angefangen, die Fläche selber zu nutzen. Mit großem Erfolg. Und so konnten wir uns in diesem Jahr einen lang gehegten Traum erfüllen: Wir haben den Laden fast komplett umgestaltet, den Kassen-Tresen verlegt und im vorderen Bereich ein Café eröffnet. Die Hüxstraße ist reich an Cafés und Restaurants, aber wir sind das einzige, in dem es ausschließlich fair gehandelte Getränke gibt – und das zu fairen Preisen.
Eine Wand des Cafés zieren wunderschöne, Optimismus ausstrahlende Porträt-Fotos von Produzent*innen, an einer anderen Wand hängen zwei eigens in Auftrag gegebene Kunstwerke einer jungen Künstlerin – mit Weltladenbezug. Das Café ist uns wichtig, um Menschen eine Möglichkeit zu geben, sich auszuruhen und in angenehmer Atmosphäre fairen Kaffee zu fairen Preisen trinken zu können.
Ihr setzt in eurem Team bewusst auf FÖJler*innen. Warum macht ihr das und welchen Einfluss hat das auf euren Weltladen und euer Team?
Der Weltladen ohne FÖJler*in ist für uns nicht mehr vorstellbar. Das Engagement und die Kreativität der jungen Menschen sind ein großer Bestandteil des Klimas in unserem Laden. Die Ehrenamtlichen sind meistens eher im Pensionsalter – die FÖJler*in bringt frischen Wind rein. Es ist ein generationsübergreifender Ansatz, der sich hier verwirklicht. Außerdem ist das Jahr wirklich ein Bildungsjahr für die jungen Menschen. Sie können sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren (Bildungsarbeit mit Gruppen aller Altersklassen, Öffentlichkeitsarbeit auch mit Social Media, Flyer entwickeln, eigene Projektideen verwirklichen). Vielen der FÖJler*innen hilft das Jahr für die eigene Berufsfindung. Und sie erleben, dass sie sich für die Idee einer besseren Welt einsetzen können: Fairer Handel, Nachhaltigkeit, politische Forderungen – all das geht Hand in Hand und ist Teil unserer Aktionen und Veranstaltungen über den reinen Verkauf hinweg.
Euer Team besteht aus zwei Festangestellten, rund 35 Ehrenamtlichen und einem*r jungen FÖJler*in. Wie wichtig ist der Zusammenhalt des Teams und wie fördert ihr ein gutes Teamgefüge? Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamtlichen?
Ein Laden in dieser Größe braucht die kontinuierliche Mitarbeit von festangestellten Kräften. Wir haben zwei: eine 30-Stunden-Stelle (Einkauf/Warenwirtschaft, Kontakt mit Lieferanten, Reklamationen, …) und eine mit 12 Stunden (Teamorganisation und Umsetzung der Team- und Vorstandsbeschlüsse). Die Ladendienste werden komplett ehrenamtlich geleistet. Die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen und FÖJler*in klappt gut und ist sehr konstruktiv und zielorientiert. Gerade die Ehrenamtlichen schätzen es sehr, im Hintergrund immer jemanden zu haben, den sie bei Problemen fragen können. Gleichzeitig ist aber auch ein hohes Verantwortungsgefühl bei allen zu spüren und es ist schön zu sehen, wie sich alle gegenseitig im Blick haben. Für den Zusammenhalt und den Teamgeist sind unsere teaminternen Fortbildungsveranstaltungen (zweimal im Jahr) und unser Winter- und Sommerfest sehr wichtig.
Die Ehrenamtlichen bringen sich aus den verschiedensten Beweggründen ein. Einige sind einfach gern im Laden und verkaufen all die schönen Dinge, anderen ist das Team quasi Familienersatz. Es gibt auch die „Politischen“, denen es um die Idee einer gerechteren Weltordnung geht. Die meisten kommen aus Gründen, die aus einem Mix all dessen bestehen. Vielleicht sind die Mitarbeitenden insofern auch ein Spiegel unserer Kundschaft.