
Interview mit Dr. Meike Gebhard von Utopia

Utopia ist 2007 mit dem Ziel angetreten, das Thema Nachhaltigkeit aus der Nische zu holen und Otto Normalverbraucher*innen Tipps an die Hand zu geben, wie sie ihr Konsumverhalten nachhaltiger gestalten können. Elf Jahre später zählt Utopia mit fünf Millionen Besucher*innen im Monat zu einer der wichtigsten deutschen Online-Plattformen für Nachhaltigkeit.
Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?
Nachhaltig zu leben bedeutet, Menschen an den anderen Enden der Welt nicht auszubeuten und nicht auf Kosten zukünftiger Generationen zu leben. Es bedeutet auch, weniger zu konsumieren. Wir bei Utopia sprechen daher von nachhaltigeren Alternativen. Unsere Empfehlungen von Produkten und Marken basieren auf einem transparenten Verfahren. Wir nutzen Siegel und die dahinterstehenden Standards, die auch bei Utopia genannt werden.
Wie ist Utopia entstanden?
Utopia wurde 2007 von den früheren Inhaber*innen einer erfolgreichen Werbeagentur gegründet. Beide hatten sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit aus der verstaubten Nische rauszuholen und Menschen Wege aufzuzeigen, nachhaltiger zu konsumieren. Ihr Anliegen kam zum richtigen Zeitpunkt und fand viel Unterstützung, auch bei Prominenten. Während der Finanzkrise mussten zunächst kleinere Brötchen gebacken werden. Danach ging es für Utopia wieder bergauf. 2014 zählte die Plattform rund 250.000 Besucher*innen im Monat, heute sind es rund fünf Millionen Personen.
Wer nutzt die Plattform?
Auf unsere Plattform gehen Menschen, die sich bereits Gedanken über soziale und ökologische Implikationen ihres Lebensstils machen. Wir haben vier Typen definiert: Menschen, die konsequent nachhaltig leben, die bedächtig und langsam konsumieren, die experimentierfreudig sind und solche, die gelegentlich zum nachhaltigeren Produkt greifen.
Welche Themen decken Sie ab?
Unser Anspruch ist, alles abzudecken und uns breit aufzustellen. Wir berichten vor allem über Themen, die viele Menschen interessieren, wie Ernährung, Haushalt, Kosmetik und Mode. Daneben schreiben wir auch über speziellere Themen, darunter Energie, Finanzen und der Autokauf, um in alle Lebensbereiche hineinzuwirken. Unsere Informationen schreiben wir vor allem für Einsteiger*innen. Daneben bieten wir spezielle Formate für „Expert*innen“.
Warum ist Utopia so erfolgreich?
Nachhaltigkeit ist bei vielen auf dem Radar – und das seit Jahren. Daran knüpfen wir an. Wir haben eine Plattform geschaffen, die für User*innen auch mobil erreichbar ist und zahlreiche unterschiedliche Themen verständlich, bündig und informativ aufbereitet. Die Besucher*innen schätzen unsere Produkt-Listen mit empfohlenen Marken.
Für die Zukunft wollen wir uns weiter mit anderen Nachhaltigkeitsakteuren vernetzen und Utopia weiter als Plattform ausbauen. Die Kooperation mit Good Jobs ist ein erster Schritt in diese Richtung, ein nachhaltiger Reiseanbieter könnte folgen.
Was geben Sie Weltläden mit auf den Weg?
Weltläden müssen mehr kommunizieren, aktuelle Trends und Produkte aufgreifen und Online präsent sein. Zu meiner Studienzeit kannten wir den Weltladen. Ob das heute bei der Jugend auch noch so aussieht, wage ich zu bezweifeln. Faire Textilien im Sortiment zu haben, lockt Jung und Alt in den Laden.
Ihnen die Geschichten hinter den Produkten zu erzählen, schafft auch Verständnis für globale Zusammenhänge. Die Arbeit des Weltladens muss wieder greifbarer werden. Fairer Handel muss mehr Online-Präsenz zeigen – vielleicht durch einen Online-Shop.
Das Interview führte Katja Voss (Weltladen-Dachverband).
ZUR PERSON
Dr. Meike Gebhard ist seit 2008 Geschäftsführerin der Online-Plattform für Nachhaltigkeit Utopia mit Sitz in München. www.utopia.de