
Interview mit Melanie Weigel
Was motiviert Sie, sich für den Fairen Handel einzusetzen?
Vor allem meine Reise als 18-Jährige ins ostafrikanische Tansania öffnete mir die Augen. Dort wurde ich mit ungleichen Marktzugängen für Kleinbäuer*innen und den unfairen Welthandelsstrukturen konfrontiert. Mir wurde bewusst, dass auch ich Teil des Systems bin und Verantwortung auf dieser Welt trage. Ich erkannte, dass ich als Konsumentin mit meinen Kaufentscheidungen eine Macht habe. Als Studentin habe ich mich in Weltladengruppen in Leipzig und Madrid engagiert. Dort habe ich den Fairen Handel als ein alternatives Wirtschaftssystem kennengelernt.
Aktuell fordern Sie mit einer Online-Petition das Einrichtungshaus IKEA auf, fairen Kaffee auszuschenken.
Nachdem ich mit meiner Bahn-Petition erfolgreich war, wollte ich weitere Unternehmen für den Fairen Handel gewinnen. Ich habe mich für den Möbelgiganten IKEA entschieden, weil er viele Besucher*innen in seine Restaurants lockt. IKEA rangiert auf Platz acht der größten Essensketten Deutschlands. Derzeit schenkt das Unternehmen UTZ- und Bio-zertifizierten Kaffee aus. Da das Siegel UTZ weder Mindestlöhne noch stabile Preise für die Produzent*innen garantiert, fordere ich IKEA dazu auf, fairen Kaffee einzuführen. Dies wünschen sich auch die rund 28.000 Unterzeichner*innen meiner Petition, die im August 2018 gestartet ist.
Was haben Sie aus der erfolgreichen Petition an die Deutsche Bahn gelernt?
Es ist wichtig, Unterstützer*innen kontinuierlich mit Updates und Informationen zu versorgen. Netzwerke von Fair-Handels-Akteuren und Weltläden aber auch die Kampagnen-Plattform Change.org helfen dabei, potenzielle Unterzeichner*innen zu gewinnen. Auch die Anfragen von Journalist*innen und die daraus resultierenden Artikel haben mich und mein Anliegen bekannter gemacht.
Eine ermutigende Erfahrung möchte ich noch teilen: Ursprünglich hatte ich nur fairen Kaffee in Zügen der Deutschen Bahn gefordert. Heute können Reisende nicht nur fairen Kaffee, sondern auch Tee und Trinkschokolade kaufen. Das hat mir gezeigt, dass vieles möglich ist.
Glauben Sie, dass Online-Petitionen als Instrumente geeignet sind, Unternehmen, Politik und Einzelpersonen zum Handeln zu bewegen?
Ich glaube, Petitionen sind ein Weg. In meinem Fall hat es sehr gut funktioniert. In kürzester Zeit habe ich zehntausende Unterstützer*innen gefunden. Nur mit dem Auslegen von Papierlisten in Weltläden und an anderen Orten hätte ich als einzelne Person nie so viele Menschen bundesweit erreicht.
Meine Erfahrung zeigt, dass sich vor allem junge Menschen im Internet und in den sozialen Medien tummeln. Dort können sie mit klaren Botschaften und Mitmach-Aktionen einbezogen werden. Gleichzeitig ist es mir wichtig zu betonen, dass es kein „entweder oder“ sondern nur ein „und“ gibt. Es muss sowohl analog als auch digital immer wieder nachgefragt und öffentlicher Druck aufgebaut werden.
Für mich ist es wichtig, sich einzumischen, nachzufragen, Gesicht zu zeigen und Lösungsvorschläge für alle Beteiligten anzubieten.
Das Interview führte Katja Voss (Weltladen-Dachverband).
ZUR PERSON
Melanie Weigel setzt auf das Internet, um Menschen für den Fairen Handel zu gewinnen. Aktuell läuft eine Petition, um das Einrichtungshaus IKEA zum Ausschank von fair gehandeltem Kaffee zu bewegen. Petition bei Change.org unterschreiben unter
www.change.org/ikea-kaffee
Instagram: melanie__weigel