Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel
50 Jahre Fairer Handel - in normalen Zeiten wäre das ein großartiger Anlass zum Feiern. Doch die Corona-Krise trübte auch die Jahrespressekonferenz des Forum Fairer Handel, bei der aktuelle Entwicklungen des Fairen Handels vorgestellt wurden. Denn der Faire Handel ist stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Vor allem bei den Handelspartnern im Globalen Süden sind viele Existenzen bedroht, da die Arbeits- und Vermarktungsmöglichkeiten für viele Kleinproduzent*innen eingeschränkt sind und sie kaum mit staatlicher Unterstützung rechnen können.
Die Krise als Chance
Doch gerade in der Krise zeigt sich, dass der Faire Handel eine solidarische Bewegung ist, die die Produzent*innen unterstützt - zum Beispiel mit der aktion #fairwertsteuer der Weltläden und Fair-Handels-Unternehmen. Organisationen des Fairen Handels fordern daher, die Krise als Chance für eine Neuausrichtung der Wirtschaft wahrzunehmen. Der Faire Handel, der den Menschen und das Gemeinwohl ins Zentrum des Wirtschaftens stellt, kann dafür als Modell dienen. Denn die Akteure des Fairen Handels gehen gemeinsam durch die Krise und nicht auf Kosten der Produzent*innen, wie es im konventionellen Handel oft der Fall ist.
Starkes Umsatzwachstum
Erfreulich sind die Umsatzzahlen, die das Forum Fairer Handel verkünden konnte. So stieg der Umsatz mit Produkten aus Fairem Handel in Deutschland 2019 um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,85 Mrd. Euro (zu Endverbraucherpreisen). Im Durchschnitt gaben die Menschen in Deutschland somit pro Kopf 22,23 Euro für fair gehandelte Waren aus. Dabei waren Kaffee, Südfrüchte und Textilien die stärksten Umsatzträger. Kaffee aus Fairem Handel erzielt immer größere Marktanteile und liegt mittlerweile bei 6,7 Prozent, wohingegen bereits jede fünfte Banane in Deutschland aus Fairem Handel stammt. Die rund 900 Weltläden in Deutschland konnten ihren Umsatz um rund 6 Prozent auf rund 83 Mio. Euro steigern.
Wirksames Lieferkettengesetz gefordert
Am Beispiel der Arbeitsbedingungen im Kakaoanbau machte das FFH deutlich, dass Selbstverpflichtungen von Unternehmen nicht ausreichen, um die Ausbeutung entlang internationaler Lieferketten zu stoppen. Denn noch immer leben viele der weltweit ca. 5,5 Millionen Kakaobäuer*innen und ihre Familien unterhalb der international definierten Armutsgrenze. Millionen Kinder arbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen – und das, obwohl die Kakaoindustrie sich schon 2001 dazu verpflichtet hat, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit zu beenden.
Daher erneuerte das FFH die Forderung nach einem wirksamen Lieferkettengesetz, mit dem Verstöße gegen die Menschenrechte und gegen Umweltauflagen entlang von Lieferketten geahndet werden können.