
Initiative Lieferkettengesetz
Am 1. Juni stimmen die Abgeordneten im Europäischen Parlament über ihre Position zum EU-Lieferkettengesetz ab. Zusammen wollen wir ihnen noch einmal deutlich machen: Es ist wichtig, jetzt für das EU-Lieferkettengesetz zu stimmen!
Wie das geht? Abgeordnete*n aus Deutschland auswählen, Namen und Mailadresse eingeben und der Welt und den Abgeordneten zeigen: Wir alle wollen ein starkes EU-Lieferkettengesetz! Der Text der Mail enthält die Forderungen der Initiative Lieferkettengesetz und kann individuell angepasst werden.
Nur wenn die EU-Parlamentarier*innen dem aktuellen Kompromiss zustimmen, ist der Weg frei für den Trilog. In diesem Prozess verhandeln die gesetzgebenden Akteure der EU – die Kommission, der Rat und das Parlament – den finalen Text für ein EU-Lieferkettengesetz. Doch die Mehrheit im Parlament ist keine sichere Sache: Zwar wurde in den vergangenen Monaten mühsam ein Kompromiss ausgehandelt. Dennoch gibt es viele Abgeordnete, die sich noch immer nicht dafür positionieren wollen, dass Unternehmen endlich Verantwortung für Menschen, Klima und Umwelt in ihren Lieferketten übernehmen. Schreibe darum jetzt an die deutschen Europa-Abgeordneten! Zeig ihnen, was du von ihnen erwartest: eine Stimme für das EU-Lieferkettengesetz!
Kernanliegen der Weltläden
Es ist auf EU-Ebene längst überfällig: Es braucht ein Gesetz, das Unternehmen verpflichtet, Arbeits- und Menschenrechte weltweit einzuhalten. Denn die dramatischen Auswirkungen der Corona-Krise zeigen einmal mehr, dass Menschen am Anfang globaler Lieferketten besser geschützt werden müssen. Es ist seit jeher ein Kernanliegen der Weltläden, die Ausbeutung von Mensch und Umwelt bei der Produktion von Alltagsgütern zu stoppen. Mit öffentlichen Aktionen haben sie in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Gemeinsam mit der Initiative Lieferkettengesetz treten die Weltläden ein für eine Welt, in der Unternehmen Menschenrechte achten und Umweltzerstörung vermeiden — auch im Ausland. Die Initiative Lieferkettengesetz hat sich im jahr 2019 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss aus mehr als 130 zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchlichen Akteuren. Der Weltladen-Dachverband - als Vertretung von mehr als 450 Weltläden in Deutschland - ist seit Beginn an ein Träger des Bündnisses.
Fair-Handels-Unternehmen zeigen, wie gerechtes, menschenrechtsbasiertes und umweltschonendes Wirtschaften in der Praxis funktioniert. Die Verantwortung von Unternehmen für Mensch und Umwelt ist keine Frage der Unternehmensgröße, sondern der Überzeugung und des Willens. Verantwortung darf nicht auf dem Betriebsgelände enden, sondern muss die gesamte Wertschöpfungskette umfassen.
Der Faire Handel zeigt: Es ist möglich
Die Erfahrungen von Fair Handels Unternehmen zeigen schon lange, dass es möglich ist, soziale und ökologische Verantwortung entlang globaler Lieferketten zu übernehmen. Sie sollen damit nun keine Ausnahme mehr darstellen. Es war längst an der Zeit, einheitliche Regeln für alle Unternehmen festzuschreiben.
Die Missachtung von Menschenrechten und Umweltstandards darf keinen Wettbewerbsvorteil mehr bieten. Unternehmen, die Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden entlang ihrer Lieferkette billigend in Kauf nehmen, müssen jetzt endlich dafür haften. Der Faire Handel darf nicht länger die Ausnahme bleiben!

Yes, EU can!
Am 23. Februar 2022 hat die EU-Kommission einen Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz veröffentlicht. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzertörung in globalen Lieferketten. Doch leider geht der Entwurf nicht weit genug. Mehr dazu gibt in einer aktuellen Meldung von uns.
Ob im Koalitionsvertrag oder auf dem SPD-Debattenkonvent: Immer wieder bekennt sich die SPD zu einem wirksamen EU-Lieferkettengesetz. Kanzler Scholz muss auf europäischem Parkett zeigen, dass das keine Lippenbekenntnisse sind! Das fordern nicht nur 130 Organisationen, sondern auch 90.000 Menschen, die unsere Petition unterschrieben haben.
Am 1. Dezember 2022 folgte dann in Brüssel die Einigung des zuständigen EU-Ministerrats auf eine Position, die zwar über das deutsche Lieferkettengesetz hinausgeht, aber dennoch zahlreiche Schlupflöcher enthält. Mehrere EU-Regierungen, darunter Deutschland, versuchen weiterhin, das Vorhaben abzuschwächen. Dagegen protestierten am 6. Dezember 2022 in Berlin Aktivist*innen der „Initiative Lieferkettengesetz“ und überreichten eine an Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtete Petition mit 90.248 Unterschriften. Mehr dazu gibt es in diesem Artikel.
Jetzt ist es Aufgabe der EU-Parlamentarier*innen, sich für die Schließung von Schlupflöchern und Gesetzeslücken einzusetzen. Dafür, dass sie dieser Aufgabe nachkommen, werden sich die Weltläden zusammen mit dem Forum Fairer Handel und der Initaitive Lieferkettengesetz weiterhin stark machen.
Ein wirksames EU-Lieferkettengesetz muss mindestens diese Anforderungren erfüllen:
- Es muss ausnahmslos die gesamte Liefer- und Wertschöpfungskette von Unternehmen erfassen, ohne Ausnahmen und Schlupflöcher;
- Es muss Unternehmen in Haftung nehmen und Geschädigten endlich die Möglichkeit bieten, erfolgreich vor Gerichten in Europa Schadensersatz gegenüber beteiligten Unternehmen einzuklagen;
- Es muss Unternehmen verpflichten, auch Umwelt und Klima zu schützen;
- Es muss das Recht auf existenzsichernde Einkommen ausdrücklich benennen;
- Es muss eine umfassende Beteiligung der Betroffenen bei der Umsetzung des Gesetzes sicherstellen.
Endlich: Ein Lieferkettengesetz in Deutschland!
Am 11.06.2021 war es soweit: Der Bundestag hat nach zähem Ringen ein Lieferkettengesetz beschlossen. Das jahrelange Engagement von Fair-Handels-Aktiven zusammen mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren hat sich ausgezahlt. Erstmalig nimmt ein Gesetz Unternehmen zu Menschenrechten und Umwelt in den Lieferketten in die Pflicht und stellt sich skrupellosen Geschäftspraktiken entgegen. Das ist ein großer Erfolg der Zivilgesellschaft im Kampf gegen verantwortungsloses unternehmerisches Handeln und die Lobbyisten der großen Wirtschaftsverbände.
Wie ist das beschlossene Gesetz zu bewerten?
Das Gesetz ist ein wichtiger Meilenstein, denn erstmals werden damit menschenrechtliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen verbindlich in Deutschland geregelt. Aber es müssen noch viele weitere Schritte folgen, denn da ist noch viel Luft nach oben. Weitere Details erläutern das Forum Fairer Handel in ihrer Kurzbewertung und die Initiative Lieferkettengesetz in einer ausführlichen Analyse des Gesetzes.