Starke Frauen im Fairen Handel
Seit Jahrzenten kämpfen Frauen auf unterschiedliche Weisen für ihr Recht auf Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Denken wir beispielsweise an die Proteste mutiger Frauen auf Irans Straßen. Dennoch bleibt vielen Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts vielfach die wirtschaftliche, politische und soziale Teilhabe an der Gesellschaft versagt. Darauf macht der internationale Frauentag am 8. März aufmerksam.
Quer durch alle Lebensbereiche werden Frauen strukturell benachteiligt und diskriminiert. Frauen können nicht selbstbestimmt ihre Rechte wahrnehmen. Sie verdienen für die gleiche Tätigkeit weniger Geld als Männer. Sie können in einigen Ländern kein eigenes Konto eröffnen oder Land erwerben. Vielerorts wird ihnen der Bildungsweg aufgrund ihres Geschlechts verwehrt.
Unter diesen Bedingungen entfalten Frauen ihre Potenziale nicht. Das hat gravierende Folgen, nicht nur für die persönliche Entwicklung von Frauen, sondern auch für die Chancen der Länder auf eine nachhaltige Entwicklung.
Geschlechtergerechtigkeit als Prinzip des Fairen Handels
Der Faire Handel zeigt, dass es anders geht. Eines der zehn Prinzipien des Fairen Handels besagt, dass Frauen nicht benachteiligt werden dürfen. Der Faire Handel fördert daher Strukturen, die es Frauen ermöglichen, ihr volles Potential zu entfalten. Davon profitieren die Frauen selbst, aber auch ihre Familien und Gemeinschaften. Denn Frauen geben einen größeren Teil ihres Einkommens für Bildung, Gesundheit und Ernährung aus als Männer.
Produkte aus Frauenhand
Weltläden führen viele Produkte, die Frauen mit viel Einsatz und Expertise hergestellt haben. Drei Beispiele:
Köstlicher Biokaffee aus Honduras
Dieser biologisch angebaute Kaffee stammt beispielsweise von APROLMA, einer reinen Frauenkooperative in Honduras. Die Frauen bauen den Kaffee an und rösten. mahlen und verpacken ihn selbst vor Ort. Somit verdienen die Frauen ihr eigenes Geld und steigern ihr Selbstbewusstsein. Das ist eine Besonderheit, denn nach wie vor ist der Kaffeesektor weltweit von Männern dominiert.
Besondere Kleidungsstücke aus Indien
Die Kleidungsstücke von azadi werden von ehemaligen indischen Zwangsprostituierten genäht. Mit ihrer neuen Tätigkeit erwirtschaften sie ein sicheres Einkommen und werden bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen begleitet. Studierende einer deutschen und einer indischen Modeschule entwickeln gemeinsam die Kollektionen. Dieser interkulturelle Austausch gibt den Textilien das gewisse Etwas.
Kuscheltiere und Puppen aus Sri Lanka
Erfahrene Näherinnen des Sozialunternehmens Selyn stellen diese Kuscheltiere, Puppen und Lernspiele für Kinder her. Neben der Ausbildung erhalten die Frauen medizinische Versorgung und Informationen, z.B. zum Tabuthema Menstruation. Scham und Stereotype werden aufgebrochen, medizinisches Wissen vermittelt und kostenlose Menstruationsprodukte verteilt.
Der Fairer Handel geht voran
Der Faire Handel ist ein positives Beispiel dafür, dass Frauen in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefördert werden. Zahlen der World Fair Trade Organization (WFTO) zeigen die unterschiedliche Vertretung von Frauen in konventionellen Unternehmen und in Unternehmen, die WFTO-Mitglied sind.
Forderungen des Fairen Handels
Damit sich die Entfaltungsmöglichkeiten für Frauen und Männer weltweit verbessern, hat die WFTO folgende zentrale Forderungen aufgestellt:
-
1.
Stereotypenbildung in der Erziehung vermeiden, insbesondere in der schulischen Bildung; gleiche Förderung von und Forderung an Jungen und Mädchen
-
2.
Die Zahl der Frauen in politischen Ämtern und Gremien in Unternehmen erhöhen
-
3.
Patriarchale Strukturen aufbrechen; Bewusstseinstrainings für Frauen durchführen, damit diese ihre Rechte kennen und einfordern können, zum Beispiel in Erbfällen
-
4.
Ungleiche Machtverteilung in Lieferketten beenden; sichere Arbeitsplätze und faire und gleiche Bezahlung einführen
-
5.
Gesetzliche Rahmenbedingungen für den informellen Sektor schaffen und zum Beispiel soziale Absicherungssysteme einführen -
6.
Einführung der zehn Prinzipien des Fairen Handels als Rahmen für verantwortungsvolles Handeln für alle Unternehmen und staatliche Instanzen