Kofi Amama transportiert mit dem Traktor die Palmfruchtbüschel zu Serendipalm.
Dr. Bronner’s
Kundenmagazin Sommer 2020

Faires Bio-Palmöl aus Ghana: Beispiel Serendipalm

Autorin: Brigitte Frommeyer

Es ist unscheinbar und allgegenwärtig: Palmfett wird in Lebensmitteln, Körperpflege- und Haushaltsprodukten sowie als Kraftstoff eingesetzt. Denn es ist geschmacksneutral, hitzebeständig und lange haltbar. Außerdem bringt die Ölpalme im Vergleich zu anderen Ölpflanzen deutlich mehr Ertrag und muss nicht vor jeder Ernte neu angepflanzt werden. Da sie hohe Temperaturen und lange Sonnenscheindauer bevorzugt, wird die Ölpalme insbesondere in Regionen tropischer Regenwälder angebaut – meist in Monokulturen auf großen Plantagen. Bei Medien, Menschenrechts-, Umwelt- und Verbraucherorganisationen gerät der so beliebte Rohstoff wegen Brandrodungen, Landraub und Vertreibung von Kleinbäuer*innen mehr und mehr in die Kritik.

Ein Grund, ganz auf Palmfett zu verzichten? Eher unrealistisch, denn zum Beispiel für Füllungen in Schokoriegeln ist Palmfett aus Qualitätsgründen unerlässlich. Und: Der Anbau kann auch nachhaltig sein. Die GEPA setzt für ihre gefüllten Schokoriegel, Gebäck und Waffelschnitten fair gehandeltes Bio-Palmfett des Unternehmens Serendipalm aus Ghana ein, mit dem sie seit 2012 zusammenarbeitet. Außerdem kooperiert die GEPA mit dem Familienunternehmen für natürliche Körperpflegeprodukte Dr. Bronner’s aus den USA. Sie vertreibt deren Produkte wie Seifen und Körperlotionen. Serendipalm wurde von Dr. Bronner‘s aufgebaut und besteht seit 2009 als Schwesterfirma.

Mit gutem Beispiel voran: Serendipalm

Ungefähr 600 Bäuer*innen liefern ihre Palmfrüchte exklusiv an Serendipalm. In einer Ölmühle werden die Früchte zu Öl verarbeitet.

Wir erhalten von Serendipalm ein gutes Einkommen und jeden Tag ein kostenloses Mittagessen – das ist sonst nicht üblich in dieser Region. Durch den Fairen Handel können wir vom Verkauf der Palmfrüchte profitieren. Die Produktionskette vom Anbau bis zum Verkauf ist bei Serendipalm sehr transparent und es gibt keinen Betrug.

Portrait Abena Dwusaa, Mitarbeiterin von Serendipalm Abena Dwusaa, Mitarbeiterin von Serendipalm

Serendipalm ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kleinbäuer*innen die Interessen von Mensch und Natur in Einklang bringen können. Wie in Europa wurde zwar auch hier in den Sechzigerjahren Primärwald für den traditionellen Anbau von landwirtschaftlichen Produkten gerodet, um Subsistenzwirtschaft zu betreiben. Heute nutzt Serendipalm diese Flächen, um Palmfrüchte nachhaltig anzubauen und das daraus gewonnene Palmöl in die USA und Europa zu exportieren.

Das bedeutet: Es wurden keine zusätzlichen Waldflächen gerodet und die durchschnittliche Farmgröße beträgt nur zwei bis drei Hektar. Durch artengerecht geplante Mischund Nutzwälder erreicht Serendipalm eine höhere Produktivität bei geringerem Flächenbedarf. Anstatt die lokale Bevölkerung zu vertreiben – wie es im konventionellen Anbau leider oft der Fall ist – schult Serendipalm die Kleinbäuer*innen im Biolandbau und unterstützt sie dabei, neben Ölfrüchten auch andere Feldfrüchte als zusätzliche Einkommensquelle anzubauen.

Faire Chancen für Kleinbäuer*innen

Serendipalm kauft die Früchte zu einem Preis, der zehn Prozent über dem lokalen Marktpreis liegt. Er wird mehrfach im Jahr angepasst. Exportkunden zahlen Serendipalm eine Fair-Handels-Prämie, über deren Verwendung Vertreter*innen der Bäuer*innen und Mitarbeiter* innen der Ölmühle mitentscheiden. In den letzten Jahren konnte Serendipalm mit dieser Prämie unter anderem Wasserbrunnen, Sanitäranlagen, Unterkünfte für Krankenschwestern, ein Trainingscenter und eine Bücherei aufbauen. Weitere Vorteile des Fairen Handels: Die Farmer*innen können sich auf die Abnahme durch Serendipalm verlassen.

Mitarbeiter*innen der Ölmühle und Saisonarbeiter*innen erhalten überdurchschnittliche Löhne. Serendipalm bietet den Farmer*innen weitere Leistungen wie zinsfreie Kredite, kostenlose Setzlinge und Übernahme der Transportkosten. Festangestellte und Saisonarbeiter*innen erhalten dieselben Sozialleistungen: Krankenversicherung, bezahlten Urlaub, Mutterschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kostenloses Mittagessen und einen jährlichen Bonus. Farmer*innen und Angestellte können an regelmäßigen Weiterbildungen teilnehmen. Diese Sozialleistungen sind in Ghana nicht die Regel.

Palmölproduktion mit viel Handarbeit

In Ghana können Ölpalmfrüchte das ganze Jahr über geerntet werden. Die Haupterntezeit ist aber Februar bis Juni. Da die Palmfrucht schnell verderblich ist, sollte der Zeitpunkt zwischen Ernte und weiteren Verarbeitungsschritten 24 Stunden nicht überschreiten. Vor dem Abladen prüfen die Angestellten, welche Palmfruchtbüschel schon reif genug für die Weiterverarbeitung sind. Andere Palmfrüchte reifen noch zwei bis drei Tage weiter.

Die Frauen sortieren die Früchte mit Dellen und sonstigen Fehlern aus und befreien die restlichen von Büscheln und Blättern. Da sich Serendipalm – anders als herkömmliche Mühlen – bewusst gegen eine maschinelle Selektion entschieden hat, konnten so 200 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Anschließend werden die gesäuberten Früchte gewogen und in einem mit Wasser gefüllten Tank sterilisiert. Dadurch weichen die Früchte auf und platzen.

Das Öl wird mit Maschinen aus den Früchten gepresst. Die Reste des Pressens, der so genannte Presskuchen, wird als Dünger kostenfrei an die Bäuer*innen abgegeben. Für die Reinigung des Öls in den Tanks fügen die Angestellten Wasser hinzu, erhitzen es für ca. zwei bis drei Stunden bei 80 bis 100 Grad Celsius. Auf diese Weise trennt sich das Öl vom Wasser, den Schmutzpartikeln und sonstigen Überresten. Das oben schwimmende Öl wird nun abgeschöpft und ein weiteres Mal in einem zweiten Tank gereinigt. Das vorgereinigte Palmöl wird danach in einem Separationstank ein letztes Mal gefiltert. Schließlich wird das fertige Rohöl vom Hafen Tema nach Europa verschifft. In den Niederlanden wird das Palmöl raffiniert und in Deutschland von der GEPA zur Herstellung von Schokoriegeln und vielem mehr eingesetzt.


Zur Person

Brigitte Frommeyer hat Romanistik, Anglistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist seit 2001 bei der GEPA in der Abteilung „Presse und Kommunikation“ tätig.


Die Importeure

Neben GEPA (und Dr. Bronner’s) setzen auch andere Lieferanten wie El Puente oder WeltPartner Palmöl von Serendipalm ein.

Hier gibt es ein Video von Melanie Weigel über Serendipalm.


Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO)

Ein Schlagwort in der Diskussion um nachhaltiges Palmöl ist der RSPO. Der freiwillige Zusammenschluss von Industrie, Handel und Nichtregierungsorganisationen setzt sich für eine sozialverträglichere und ökologischere Produktion von Palmöl ein. Laut diversen Studien zum Beispiel von Brot für die Welt/Vereinten Evangelischen Mission bietet RSPO durchaus Ansätze für verbesserte Arbeits- und Umweltbedingungen wie Verbot von Landraub, Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und Verbot von Primärwaldrodung. Trotz Kriterien und Kontrollen wurden jedoch immer wieder Missbräuche dokumentiert und Verstöße nicht sanktioniert. Auch gibt es zu wenig Anreize für transparente, anspruchsvolle Handelswege (zum Beispiel Verzicht auf Mengenausgleich).

Passend zum Thema

Die Mitglieder des Kleinbäuer*innenverbands Manduvira in Paraguay haben sich den Traum einer eigenen Bio-Zuckerfabrik verwirklicht. Hier produzieren sie seit 2014 Rohrzucker und es ist ihnen gelungen, 200 Arbeitsplätze für die nachfolgende Generation zu schaffen.

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CC BY 4.0-Lizenz

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Stand: 10/2022

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