Zuckerrohrernte
lobOlmo
Kundenmagazin Frühjahr 2020

Bio-Rohrzucker: Erfolgsgeschichte aus Paraguay

Autorin: Jutta Ulmer

Der Rohrzucker verleiht vielen Weltladen-Produkten wie Fruchtgummis, Schokoriegeln und Keksen das gewisse Extra.
Arroyos y Esteros wird als „Wiege des Bio-Rohrzuckers“ bezeichnet. In dem Städtchen mit 25.000 Einwohner*innen hat der Kleinbäuer*innenverband Maduvira seinen Sitz. „Als in der Kooperative die Idee einer eigenen Zuckerfabrik entstand, war ich skeptisch. In Paraguay gehören die Raffinerien den Reichen und nicht armen Zuckerrohrbäuer* innen. Es war nicht immer einfach, aber wir konnten unseren Traum verwirklichen. Seit 2014 produzieren wir in unserer eigenen Fabrik aus unserem eigenen Zuckerrohr Rohrzucker und exportieren ihn“, erzählt Olga Zaracho Salvioni stolz. Sie ist eins von 1.750 Manduvira-Mitgliedern, die nicht mehr nur Rohstoffproduzent*innen sein wollten, sondern auch Weiterverarbeiter*innen und Exporteur*innen. Bereits 2005 pachtete Manduvira eine Raffinerie, die allerdings 100 Kilometer von den Zuckerrohrfeldern entfernt und teuer in der Miete war. Deshalb suchte und fand die Kooperative Kreditgeber, darunter Oikocredit und den Fairtrade Access Fund, dank deren Darlehen sie eine eigene Raffinerie bauen konnte.

Zuckerrohrernte ist harte Arbeit

Das Klima Paraguays ist tropisch bis subtropisch und damit ideal für den Anbau von Zuckerrohr geeignet. Die Erntezeit reicht von Juni bis November, wobei ausschließlich Männer der anstrengenden Erntetätigkeit nachgehen. Sie schneiden von Hand die vier Meter hohen Zuckerrohre mit der Machete auf Bodenhöhe ab und entfernen die zuckerlosen Blätter, die als organischer Dünger auf den Feldern liegen bleiben. Die Rohre selbst verfrachten sie auf Holzkarren, die Ochsen dann zur Raffinerie ziehen. Dort wird das Zuckerrohr gewogen, zerkleinert, ausgepresst und gefiltert, so dass ein klarer Dünnsaft mit 16 Prozent Zuckergehalt entsteht. Aus diesem stellt Manduvira je nach Kundenwunsch Rohrohrzucker oder Vollrohrzucker her.

Vollrohrzucker ist geschmacksintensiver als Rohrohrzucker

Die Produktion von Rohrohrzucker erfolgt industriell, indem der Dünnsaft erhitzt und eingedampft wird, so dass Zuckerkristalle und Melasse entstehen. Letztere ist ein dunkelbrauner, zähflüssiger Sirup, der einen starken Eigengeschmack nach Karamell hat und Vitamine und Mineralstoffe enthält. Durch Raffination wird die Melasse von den Zuckerkristallen getrennt, wobei gilt: Je stärker er raffiniert wird, desto heller, geschmacksneutraler, vitamin- und mineralstoffärmer ist der Zucker. Im Gegensatz zum Rohrohrzucker wird Vollrohrzucker manuell hergestellt, indem der Dünnsaft lediglich eingekocht, getrocknet und gemahlen wird. Weil die Raffination entfällt, bleibt die Melasse komplett erhalten. Darum ist Vollrohrzucker braun und schmeckt nach Karamell. Zwar enthält er von allen Zuckersorten die meisten Vitamine und Mineralstoffe – bei einer Menge von ca. 1,5 Prozent ist dies jedoch zu vernachlässigen. Manduvira ist seit 1999 Fairtrade- und seit 2004 bio-zertifiziert, weshalb die Hauptkunden Fair-Handels-Partner und Bio-Großhändler in 25 Ländern weltweit sind. Ob in Schokoladen, Keksen oder Fruchtgummis, in vielen Produkten, die in Weltläden verkauft werden, findet sich Rohrzucker des paraguayischen Kleinbäuer* innenverbands. Natürlich ist er auch pur als Vollrohr- und Rohrohrzucker erhältlich.

Manduvira schuf mit der Zuckerfabrik 200 Arbeitsplätze

Manduvira hat nicht nur eine effiziente, sondern auch eine umweltfreundliche, energieautarke Fabrik gebaut. „Beim Auspressen des Zuckerrohrs bleiben faserige Reste zurück. Diese sogenannte Bagasse verbrennen wir vor Ort, um Wärme und Strom für die Rohrzuckerproduktion zu erzeugen. 90 Prozent unserer Beschäftigten sind Söhne und Töchter unserer Zuckerrohrbäuer*innen. Wir haben mit der Fabrik 200 Arbeitsplätze geschaffen, die dazu beitragen, die Abwanderung der jungen Generation in die Hauptstadt einzudämmen“, erklärt Arnaldo Monia enthusiastisch. Er ist der Manager der Raffinerie und findet es schade, dass die Manduvira-Mitglieder bislang kein Geld mit der Zuckerfabrik verdienen. Der gesamte Gewinn wird nämlich noch in die Tilgung der Kredite gesteckt. Bis zur Schuldenfreiheit in zehn Jahren verdienen die Mitglieder der Kooperative ihren Lebensunterhalt vor allem mit dem Verkauf ihres Zuckerrohrs an ihre eigene Raffinerie. Dank des Fairen Handels erhalten die Bäuer*innen einen fairen Preis für ihre Ernte, so dass sie ein Auskommen für ihre ganze Familie haben. Außerdem bezahlen die Fair-Handels-Partner eine Fair-Handels-Prämie für Gemeinschaftsprojekte.

Höherer Lebensstandard durch Fair-Handels-Prämie

50 Prozent des Prämiengeldes investiert Manduvira in Gemeinschaftsprojekte wie technische Beratungen für die Kleinbäuer*innen, Schulmaterialien für ihre Kinder, die Vergabe von Kleinkrediten und den Betrieb einer eigenen Gesundheitsstation. Die anderen 50 Prozent der Fair-Handels-Prämie schüttet Manduvira direkt an die Zuckerrohrbäuer*innen aus, so dass sie Gemüsegärten anlegen, ihre Häuser renovieren, den Anschluss an das öffentliche Strom- und Wassernetz bezahlen und ihren Kindern eine gute Ausbildung bieten können. Olgas ältester Sohn ist Doktor der Veterinärmedizin. Ihre mittlere Tochter arbeitet als Buchhalterin bei Manduvira und ihre jüngste hat vor kurzem ihr Studium zur Wirtschaftsingenieurin abgeschlossen. Sie sucht Arbeit und hat gute Chancen auf eine Festanstellung in der Raffinerie.


Unterschied zwischen Rohrzucker und Rübenzucker

Es gibt nur wenige Pflanzen, die Zucker in großen Mengen speichern können. Neben Zuckerrohr sind das Zuckerrüben, die im gemäßigten Klima Europas wachsen. 75 Prozent des weltweit produzierten Zuckers sind Rohrzucker und 25 Prozent Rübenzucker, wobei beide aus Saccharose (Haushaltszucker) bestehen und mit ähnlichen Verfahren hergestellt werden. Weil melassehaltiger Rohrübenzucker unangenehm schmeckt, kommt Rübenzucker ausschließlich als raffinierter Zucker in den Handel. 


über lobOlmo

Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner (lobOlmo) sind freiberuflich als Fotograf*innen, Journalist*innen und Vortragsreferent*innen tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist der Faire Handel und sie sind assoziierte Mitglieder der World Fair Trade Organization (WFTO). Über ihren Besuch bei Manduvira berichten sie auch in ihrer neuen Gourmet-Multivisionsshow „Schokolade fair naschen!“, die am 29.04.2020 Premiere hat. Weitere Informationen unter www.lobOlmo.de


die Importeure

Rohrzucker von Manduvira wird von den Fair-Handels-Organisationen GEPA, El Puente, ETHIQUABLE und WeltPartner nach Deutschland importiert.

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CC BY 4.0-Lizenz

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