
Gelebte Solidarität in der Corona-Krise
Knapp 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in den Ländern des Globalen Südens befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Sie arbeiten als Tagelöhner*innen, häufig ohne Vertrag und ohne soziale Absicherung (ILO: World Employment and Social Outlook – Trends 2017). Durch die strengen Ausgangssperren vielerorts im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihre Einnahmen verloren, mit denen sie von Tag zu Tag ihre Familien ernähren. Zudem sind die Preise für Grundnahrungsmittel gestiegen.
Konventioneller Handel lässt Menschen oftmals im Stich
Auch angestellte Arbeiter*innen geraten in Existenznot – gerade in den Ländern, die vom Export nach Europa und in die USA abhängig sind. Human Rights Watch berichtet, dass zahlreiche globale Markenanbieter und Einzelhändler im Bekleidungssektor Bestellungen in Asien storniert haben – selbst wenn die Produkte bereits fertiggestellt waren. Viele Hersteller hatten dadurch Liquiditätsengpässe und konnten die Löhne ihrer Arbeiter*innen nicht bezahlen. Allein in Bangladesch wurden bereits eine Million Arbeiter*innen entlassen oder in unbezahlten Urlaub geschickt. Eine Studie aus Bangladesch ergab, dass sich fast alle Markenanbieter und Einzelhändler weigerten, Teil-Lohnfortzahlungen für beurlaubte Angestellte oder Abfindungen für entlassene Mitarbeitende mitzutragen. (Human Rights Watch, 07.04.2020)
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. (…)
Umsatzeinbußen auch im Fairen Handel
Auch die Produzent*innen des Fairen Handels in Afrika, Asien und Lateinamerika haben aufgrund der Corona-Krise mit dramatischen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Durch Ausgangssperren waren bzw. sind teilweise die Produktionen lahmgelegt, Ernten konnten nicht eingebracht werden und durch Exportsperren war bzw. ist die Verschiffung der Produkte eingeschränkt. Zudem gab es Probleme bei der Beschaffung von Material – zum Beispiel in der Textilproduktion. Da einige Produzentenorganisationen nicht nur für den Fairen Handel sondern auch für den konventionellen Markt arbeiten, leiden auch sie unter Auftragsrückgängen aus den USA und Europa.
Wir mussten alle unsere Läden in der Stadt schließen, so dass wir in einer schwierigen Lage sind. Wir hoffen, dass ihr weiterhin Waren von uns bestellt. Denn wenn unsere Handwerkerinnen und Handwerker Aufträge erhalten, haben sie auch ein Einkommen.
Fair-Handels-Lieferanten stehen zu langfristigen Partnerschaften
Im Fairen Handel steht der Mensch vor dem Profit und gerade in Krisenzeiten werden die Grundsätze des Fairen Handels ganz praktisch erlebbar. Bei den anerkannten Weltladen-Lieferanten ist das Unternehmensziel nicht Gewinnmaximierung, sondern die Förderung des Fairen Handels und vor allem ihrer Handelspartner.
Langfristige Handelsbeziehungen gewährleisten den Produzent*innen ein dauerhaftes und stabiles Einkommen. Aus gegenseitigen Besuchen erwächst eine Vertrauensbasis, die für die gemeinsame Arbeit wichtig ist.

Lieferanten informieren über die Situation ihrer Handelspartner
Viele Lieferanten informieren auf ihren Websites über die Situation ihrer Handelspartner in der Corona-Krise. Unten in den weiterführenden Links sind einige Beispiele aufgeführt.
Auch die Initiative Lieferkettengesetz berichtet auf ihrer Website von den Auswirkungen der Krise auf die Menschen, die am Anfang der Lieferketten stehen.