Zielgruppen
Möglichst viele Menschen als Kund*innen des Weltladens zu gewinnen, ist eine Voraussetzung dafür, dass die Idee des Fairen Handels weitergetragen wird und dass mehr Produzent*innen mit ihren Erzeugnissen am Fairen Handel teilnehmen und so ihre Existenz sichern können. Von höheren Umsätzen im Fairen Handel profitieren unmittelbar die Produzent*innen und der Weltladen kann mehr investieren und vielleicht Arbeitsplätze hier schaffen.
Warum Zielgruppen?
Natürlich wäre es schön, alle Menschen für die Anliegen des Fairen Handels zu erreichen. Dies ist jedoch nicht nur aus Kapazitätsgründen unrealistisch, sondern auch praktisch kaum machbar, da sich die Prioritäten, Vorstellungen, Hintergründe, Werthaltungen und Geschmäcker von Menschen stark unterscheiden. "Die" Konsumentin bzw. "den" Konsumenten fair gehandelter Produkte gibt es nicht – dies trifft auf aktuelle Kund*innen ebenso zu wie auf potentielle. Die Motive, warum Menschen "fair" einkaufen, sind so vielfältig wie das Produktsortiment im Weltladen.
Daher stellt sich für Weltläden die Frage, wen sie mit ihrem Waren-, Informations- und Bildungsangebot erreichen möchten. Der erste Schritt ist zumeist die Erkenntnis, dass mit bestimmten Maßnahmen in der Regel immer nur bestimmte Personengruppen angesprochen werden. Jede Idee verträgt nur eine begrenzte Anzahl von komplett unterschiedlichen Zielgruppenansprachen. Wenn klar ist, wer mit einem bestimmten Anliegen erreicht werden kann und soll und wie diese Gruppe ansprechbar sein könnte, kann das die Wirkungen des eigenen Tuns erheblich erhöhen. Zumal wenn trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen langfristig weitreichende Effekte (wie veränderte Konsumgewohnheiten oder eine global gerechtere Wirtschaft) erzielt werden sollen.
Die Zielgruppe ist die Kund*innen-Gruppe, die für den Umsatz des Weltladens am wichtigsten ist.
Klassische Kriterien für eine Differenzierung
- Demographisch (Geschlecht, Alter, Familie)
- Sozioökonomisch (Bildung, Beruf, Einkommen)
- Psychographisch (Werte, Einstellungen, politische Orientierung)
- Geschmack (Musik, Kunst, Design, Hobbys)
- Kaufverhalten (Exklusivität oder Preis, Orte)
- Informationsverhalten (Mediennutzung)
Marktforschungsdaten & Zielgruppenstudie
In den vergangenen Jahren hat das Forum Fairer Handel mehrfach Marktforschungsdaten zum Fairen Handel erheben lassen, um mehr Informationen über aktuelle und potentielle Kund*innen zu erhalten und damit das Angebot und den Auftritt des Fairen Handels stärker auf deren Bedürfnisse und Erwartungen abzustimmen. Diese Erhebungen stehen im Zusammenhang mit einer generell intensiveren Beschäftigung mit dem eigenen Profil und der Außenwirkung des Fairen Handels, verbunden mit der Entwicklung eines professionelleren Marketings.
2011 hat das Heidelberger Sinus-Institut im Auftrag des Forum Fairer Handel eine Studie zu den Zielgruppen des Fairen Handels erstellt. 2021 wurde ein neuer Zuschnitt der zugrunde liegenden "Sinus-Milieus" vorgestellt (siehe Artikel zur Zielgruppen-Studie).
Stand: 04/2024
Quelle
Weltladen-Dachverband (2015): Grundkurs Weltladen. Modul 5 “Die Kund/innen – Unbekannte Wesen?”.